Ellenbogenfrakturen
Ellenbogenfrakturen sind Knochenbrüche, die den Gelenkbereich des Ellenbogens betreffen. Sie entstehen häufig durch Stürze auf den ausgestreckten Arm, direkte Schläge oder Unfälle, beispielsweise beim Sport oder im Straßenverkehr. Je nach Art und Schweregrad der Fraktur können verschiedene Knochen betroffen sein, darunter der Oberarmknochen (Humerus), die Speiche (Radius) oder die Elle (Ulna).
Die Symptome einer Ellenbogenfraktur umfassen starke Schmerzen, Schwellungen, Bewegungseinschränkungen und möglicherweise Fehlstellungen. Die Behandlung reicht von konservativen Methoden wie Ruhigstellung und Physiotherapie bis hin zu operativen Eingriffen, insbesondere bei komplizierten Brüchen. Eine frühzeitige und angemessene Therapie ist entscheidend, um langfristige Bewegungseinschränkungen oder Folgeschäden zu vermeiden.
Ellbogenfrakturen umfassen verschiedene Verletzungen im Bereich des Ellenbogengelenks, insbesondere Radiuskopfbrüche, distale Humerusfrakturen und Monteggia-Verletzungen.
Die Radiuskopffraktur (Radiuskopfbruch) entsteht typischerweise durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm, wobei der Unterarm häufig in Pronation (eingedrehte Handfläche nach unten) und der Ellbogen teilweise gebeugt ist. Durch die Aufprallkraft wird der Speichenkopf (Radiuskopf) gegen den Oberarmknochen gedrückt, was zu einem Bruch führen kann.
Oft handelt es sich um indirekte Gewalteinwirkung, etwa einen Sturz auf die Hand aus größerer Höhe (z. B. Sturz vom Fahrrad oder beim Sport). Bei hoher Krafteinwirkung können komplexe, mehrfragmentäre Radiuskopf-Trümmerfrakturen auftreten, gelegentlich kombiniert mit Verletzungen am Handgelenk (z. B. Essex-Lopresti-Verletzung mit Riss der Membrana interossea).
Die distale Humerusfraktur (körperferner Oberarmbruch am Ellenbogen) entsteht häufig durch direkte Krafteinwirkung auf den Ellbogen oder durch heftige Stürze. Unfallmechanismen sind zum Beispiel ein Sturz direkt auf den Ellbogen (etwa beim Ausrutschen und Landen auf dem Ellenbogen) oder hohe Gewalteinwirkung wie Verkehrsunfälle. Bei jüngeren Patientinnen und Patienten treten distale Humerusbrüche meist durch Hochrasanztraumata auf (z. B. Sturz vom Motorrad, Sportunfälle), während bei älteren Menschen mit Osteoporose auch schon ein relativ leichter Sturz (z. B. Sturz aus dem Stand auf den Ellenbogen) eine solche Fraktur verursachen kann. Durch die Hebelwirkung am Ellenbogengelenk besteht ein hohes Risiko, dass der distale Humerus bei solchen Unfällen bricht. Die Fraktur kann extraartikulär (oberhalb des Gelenks) oder intraartikulär (mit Beteiligung des Ellenbogengelenks) sein – letztere sind oft komplizierter.
Die Monteggia-Verletzung ist eine Kombination aus einem Bruch der proximalen Elle (Ulna) und einer Verrenkung (Luxation) des Radiuskopfes am Ellbogen. Sie entsteht in der Regel durch hohe Krafteinwirkung auf den Unterarm. Häufige Unfallmechanismen sind z.B. ein Verkehrsunfall oder ein Sturz auf den ausgestreckten Unterarm bei gleichzeitig gebeugtem und proniertem Ellbogen. Dabei bricht das proximale Drittel der Ulna, und der Radiuskopf springt aus dem Gelenk. Klassischerweise luxiert der Radiuskopf bei der häufigsten Variante ventral (nach vorn), wenn die Ulna mit einem anterioren Abknickwinkel bricht (Bado-Typ I). Andere Varianten nach der Bado-Klassifikation sind seltener: Bei Typ II ist die Ulna nach hinten geknickt mit dorsaler Luxation des Radiuskopfs, bei Typ III bricht die Ulna im metaphysären Bereich mit lateralem Ausrenken des Radiuskopfs, und Typ IV beschreibt Frakturen beider Unterarmknochen mit Luxation des Radiuskopfs. Insgesamt sind Monteggia-Verletzungen selten (ca. 1–2% der Unterarmfrakturen), treten aber meist durch erhebliche Gewalteinwirkung auf und sind deshalb oft mit weiteren Verletzungen kombiniert.
In allen Fällen von Ellbogenfrakturen stehen zunächst klinische Untersuchung und Anamnese (Unfallhergang) im Vordergrund. Typische Symptome sind Schmerzen im Ellenbogen, Schwellung und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Bei distalen Humerusfrakturen und Monteggia-Verletzungen kann oft eine sichtbare Fehlstellung oder abnorme Beweglichkeit im Ellbogenbereich auffallen. Radiuskopfbrüche sind mitunter weniger offensichtlich – Patientinnen und Patienten haben Schmerzen insbesondere bei Drehbewegungen des Unterarms (Auf- oder Zudrehen der Hand) und bei Beugung/Streckung im Ellbogen, manchmal aber noch relativ gute Beweglichkeit bei kleineren, unverschobenen Brüchen. Wichtig ist die Überprüfung der Durchblutung, Motorik und Sensibilität des Armes und der Hand, da Knochenbruchfragmente oder Luxationen Nerven (z. B. Nervus radialis oder ulnaris) oder Gefäße verletzen können. Bildgebend ist die Röntgenuntersuchung in zwei Ebenen der Goldstandard zur Diagnose. Bei Verdacht auf Radiuskopfbruch zeigt das seitliche Ellbogen-Röntgen oft ein sogenanntes Fat-Pad-Zeichen (eine fettige Weichteilschattenverschiebung) als indirekten Hinweis, falls der Bruch selbst nur feine Linien macht. Distale Humerusfrakturen sind im Röntgen meist gut erkennbar; hier wird auf die Ausrichtung der Gelenkfragmente (Trochlea, Kondylen) geachtet. Bei Monteggia-Verletzung ist es entscheidend, die Luxation des Radiuskopfes auf dem Ellbogenröntgen nicht zu übersehen – jeder proximale Ulna-Bruch erfordert einen Blick auf die Stellung des Radiuskopfes im Gelenk. Die Diagnosesicherung erfolgt also mittels Röntgenbildern von Ellbogen und ggf. Unterarm. In komplexen Fällen – etwa bei mehrteiligen Gelenkfrakturen (Trümmerfrakturen des Humerus oder Radiuskopfs) – kann eine Computertomographie (CT) hilfreich sein, um die Bruchlinien und Gelenkbeteiligung genauer zu beurteilen und die OP-Planung zu erleichtern.
Zur Klassifikation der Frakturen werden gängige Schemata herangezogen: Radiuskopfbrüche werden oft nach Mason klassifiziert. Nach der Mason-Klassifikation gibt es Typ I (unverschobener Bruch, Fragmentverschiebung ≤2 mm), Typ II (dislozierter Bruch >2 mm Verschiebung oder Fragment >30% der Gelenkfläche), Typ III (Trümmerfraktur mit mehreren Fragmenten) und teils noch Typ IV (Radiuskopfbruch mit gleichzeitiger Ellbogenverrenkung). Distale Humerusfrakturen werden nach AO-Klassifikation als 13-A (extraartikulär), 13-B (teilweise intraartikulär, ein Säulenbruch) oder 13-C (komplett intraartikulär, beide Säulen betroffen) eingeteilt. Ergänzend gibt es die Jupiter- und Mehne-Klassifikation für zweisäulige (bikolumnäre) distale Humerusfrakturen, die verschiedene Bruchformen anhand des Frakturverlaufs im distalen Humerus beschreibt – z. B. T-förmige Brüche (hoch oder niedrig je nach Höhe der Querfraktur), Y-förmige Brüche, H-förmige (bei denen die Trochlea als separates Fragment vorliegt) oder sogenannte Lambda-Formen. Monteggia-Verletzungen werden nach der bereits erwähnten Bado-Klassifikation in vier Typen unterteilt: Typ I (Ulnafraktur mit anteriorer Luxation des Radiuskopfes, häufigster Typ mit ~60–80%), Typ II (Ulnafraktur mit posteriorer Luxation des Radiuskopfes), Typ III (Ulnafraktur im metaphysären Bereich mit lateraler Luxation des Radiuskopfes) und Typ IV (Fraktur sowohl der Ulna als auch des Radius proximal mit Luxation des Radiuskopfes). Diese Klassifikationen helfen bei der Planung der Therapie und der Kommunikation des Verletzungsmusters.
Die Behandlung von Ellbogenfrakturen richtet sich nach dem Frakturtyp und der Dislokation. Konservative (nicht-operative) Therapie kommt vor allem bei stabilen, unverschobenen Brüchen sowie bei Patientinnen und Patienten mit hohem Operationsrisiko in Frage.
Beim Radiuskopfbruch vom Mason-Typ I (kleiner, nicht oder kaum verschobener Bruch) ist häufig eine konservative Therapie erfolgreich. Der Arm wird zunächst zur Schmerzlinderung kurzzeitig in einer Schiene oder einem Oberarmgips ruhiggestellt (meist in ca. 90° Ellbogenbeugung). Wichtig ist aber, laut aktuellen Empfehlungen, dass spätestens nach etwa einer Woche mit einer vorsichtigen Mobilisierung des Ellenbogengelenks begonnen wird, um dauerhafte Bewegungseinschränkungen (Ellenbogensteife) zu vermeiden. Das bedeutet, die Ruhigstellung dient nur zur Akutschmerzbehandlung in den ersten Tagen. Danach soll der Patient unter physiotherapeutischer Anleitung den Bewegungsumfang des Ellbogens nach und nach wieder ausschöpfen – natürlich im schmerzadaptierten Rahmen. Regelmäßige Röntgenkontrollen (etwa 1–2 Wochen nach dem Unfall) stellen sicher, dass keine sekundäre Fragmentverschiebung (Abkippung des Bruchs) während der Heilung auftritt. Bleibt die Stellung stabil, so kann der Bruch ausheilen. Insgesamt wird bei konservativer Behandlung eines Radiuskopfbruchs meist innerhalb von 4–6 Wochen knöcherne Stabilität erreicht, wobei eine volle belastungsfähige Funktion des Arms oft erst nach etwa 3 Monaten wiederhergestellt ist.
Eine distale Humerusfraktur konservativ zu behandeln, ist beim Erwachsenen nur selten sinnvoll, da bereits geringe Fehlstellungen im Ellenbogengelenk die Beweglichkeit stark beeinträchtigen. Im Klinikalltag wird eine nicht-operative Therapie am Ellbogen bei Erwachsenen nur erwogen, wenn der Bruch völlig unverschoben ist (was bei distalen Humerusbrüchen selten vorkommt) oder wenn schwere medizinische Risiken gegen eine OP sprechen (etwa bei sehr betagten oder multimorbiden Patientinnen und Patienten, für die eine OP lebensgefährlich wäre). In solchen Fällen würde der Arm im Oberarmgips ruhiggestellt – in etwa 90° Beugung – und engmaschig radiologisch kontrolliert. Allerdings nimmt man in Kauf, dass längere Immobilisation am Ellbogen schnell zu Gelenkversteifung führt. Bei Kindern hingegen ist die konservative Therapie häufiger: z.B. kindliche suprakondyläre Humerusfrakturen ohne Dislokation können 3–4 Wochen im Gips ruhiggestellt werden und heilen meist problemlos, da das Wachstum verbleibende Achsabweichungen ausgleichen kann. Beim Erwachsenen ist, falls konservativ behandelt wird, meist nach 1 Woche Schiene ein zirkulärer Gips für etwa 3 Wochen vorgesehen, danach eventuell ein leichterer Cast – insgesamt also rund 4–6 Wochen Ruhigstellung mit anschließender physiotherapeutischer Mobilisierung. Man muss jedoch betonen, dass dies in der Praxis eher die Ausnahme ist; die Leitlinien empfehlen bei distalen Humerusfrakturen des Erwachsenen in der Regel die Operation, da Fehlstellungen sonst sehr wahrscheinlich sind.
Die Monteggia-Fraktur beim Erwachsenen wird nahezu immer operativ versorgt (siehe unten), da ein unbehandeltes oder falsch eingestellter Radiuskopf-Luxationsverletzung zu schweren Funktionsstörungen führt. Konservative Maßnahmen beschränken sich hier höchstens auf die Erstversorgung: Ist der Bruch/luxierte Ellbogen z.B. auf dem Weg ins Krankenhaus spontan reponiert oder rasch einrichtbar, kann man interimistisch einen Oberarmgips anlegen, bis die definitive Versorgung erfolgt. Bei Kindern mit Monteggia-Verletzung besteht in einigen Fällen die Möglichkeit, eine geschlossene Reposition (Einrichtung) des Radiuskopfes und der Ulna durchzuführen und den Arm im Gips ruhigzustellen. Bei kindlichem Knochen ist die Heilungstendenz hoch, und wenn die Stellung stabil gehalten werden kann (Ellbogen meist in Beugung und Supination eingegipst), kann eine Monteggia-Verletzung im Wachstumsalter auch konservativ heilen. Dennoch wird auch in der Kindertraumatologie je nach Frakturtyp eine operative Stabilisierung oft bevorzugt, um die Ulna exakt auszurichten und der Radiuskopf sicher in Gelenkposition zu halten. Zusammengefasst gilt: Beim Erwachsenen ist die Monteggia-Verletzung praktisch eine Operationsindikation, während bei Kindern ein konservatives Vorgehen versucht werden kann, falls die Reposition gelungen und stabil ist.
Operative Therapien sind bei Ellbogenfrakturen sehr häufig erforderlich, vor allem wenn die Fraktur fragmente verschoben sind, das Gelenk beteiligt ist oder Instabilitäten vorliegen.
Beim Radiuskopfbruch gilt: Ist das abgebrochene Fragment größer als ca. 2 mm disloziert, reicht eine konservative Behandlung meist nicht aus – hier besteht eine operative Therapieindikation, um die Gelenkfläche wiederherzustellen. Nach aktuellen Leitlinien und Erfahrungen sollte der Radiuskopf möglichst anatomisch rekonstruiert werden, um langfristig Bewegungsumfang und Gelenkstabilität zu sichern und Schmerzen oder Arthrose zu vermeiden. Die konkrete OP-Methode hängt vom Schweregrad ab. Bei einer Mason-II-Fraktur (ein größeres einzelnes Fragment) kann häufig eine Osteosynthese durchgeführt werden: Das Fragment wird über einen kleinen Schnitt freigelegt, in die korrekte Position zurückgebracht und mittels kleiner Schrauben oder Miniplättchen am Radiuskopf fixiert. Diese Verschraubung kann minimal-invasiv erfolgen und belässt das eigene Knochengewebe, sodass der Radiuskopf erhalten bleibt. Bei einer Mason-III-Trümmerfraktur (mehrteiliger Bruch) ist die operative Versorgung anspruchsvoller. Wo immer möglich, versucht man auch hier eine Rekonstruktion mit Platten und Schrauben: Es gibt spezielle winkelstabile Radiuskopf-Platten, die an die Form des Radiuskopfes angepasst sind und mehrere kleine Fragmente stabilisieren können. Gelingt dies, kann trotz komplexer Fraktur der eigene Radiuskopf erhalten werden und verheilen. Sind die Fragmente jedoch zu stark zerstört und nicht wiederherstellbar (sodass eine stabile Fixierung unmöglich wäre), wird erwogen, das Trümmermaterial zu entfernen und den Radiuskopf durch ein Implantat zu ersetzen – eine Radiuskopfprothese. Diese kommt insbesondere bei Mason-IV-Verletzungen zum Einsatz, wenn neben dem Bruch auch eine Luxation vorliegt und eventuell Bandstrukturen verletzt sind, was die Stabilität weiter beeinträchtigt. Eine Prothese aus Metall oder Keramik ersetzt den Radiuskopf und stellt die Kontinuität im Gelenk wieder her. Wichtig ist dabei die richtige Größe (kein „Overstuffing“, also zu großes Implantat, da dies zu Bewegungseinschränkung führen würde). Begleitende Bandverletzungen (z. B. Riss des Ligamentum anulare radii oder Seitenbandverletzungen) werden in der gleichen Operation mitbehandelt, etwa durch Naht oder Rekonstruktion, um die Gelenkstabilität vollständig wiederherzustellen. Insgesamt zielt die OP beim Radiuskopfbruch darauf ab, die anatomische Gelenkfläche zu rekonstruieren oder zu ersetzen, damit der Ellbogen stabil und schmerzfrei beweglich bleibt.
Distale Humerusfrakturen werden bei Erwachsenen in der Regel operativ versorgt. Die Leitlinien empfehlen hier eine operative Versorgung, denn ohne Operation ist das Risiko von Fehlheilungen und Bewegungseinschränkungen sehr hoch. Standard ist die offene Reposition und interne Fixation (ORIF) mit Platten und Schrauben. Bei gelenkbeteiligten Brüchen (insbesondere AO 13-B und 13-C Frakturen) erfolgt meist eine Zweiplatten-Osteosynthese: Die beiden Säulen des distalen Humerus (mediale und laterale Kondylenbereiche) werden jeweils mit einer stabilen Platte versorgt, die die Fragmente wieder an den Schaft anbindet – meist werden zwei Platten entweder im 90°-Winkel zueinander (eine medial, eine posterolateral) oder gegenüberliegend (eine vorne innen, eine hinten außen) angebracht, um maximale Stabilität zu erzielen. Zunächst wird die Gelenkfläche (Trochlea, Capitulum) zusammengesetzt und verschraubt, dann die Verbindung zum Schaft mit den Platten hergestellt. Auch extraartikuläre supra- oder diakondyläre Frakturen werden mit Platten versorgt, teils nur einer Platte, je nach Frakturverlauf. Moderne winkelstabile Plattensysteme ermöglichen es, auch in osteoporotischem Knochen guten Halt zu finden. In einigen Fällen – vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten mit sehr komplexen Trümmerbrüchen – kann anstelle der Osteosynthese eine Endoprothese des Ellbogengelenks eingesetzt werden. Studien und klinische Erfahrungen zeigen, dass bei stark osteoporotischen Knochen oder extrem zerstückelten Frakturen eine Primär-Endoprothese (künstliches Ellenbogengelenk) bessere Ergebnisse liefern kann: Sie ermöglicht eine frühzeitige schmerzfreie Mobilisation und umgeht das Problem von Schraubenlockerungen in schlechter Knochenqualität. Die Entscheidung hierfür wird individuell getroffen, abhängig vom biologischen Alter, Anspruchsniveau und Frakturbeschaffenheit. Bei Offenen Frakturen oder ausgedehnten Weichteilschäden kann es zudem notwendig sein, äußere Fixateure temporär anzubringen, um die Knochen stabil in Position zu halten, bis die Weichteile versorgt sind und eine definitive Plattenosteosynthese erfolgen kann. Insgesamt ist das Ziel der OP an distalen Humerusfrakturen, die anatomische Ausrichtung des Gelenks wiederherzustellen und so stabil zu fixieren, dass eine frühfunktionelle Nachbehandlung möglich ist.
Die Monteggia-Verletzung erfordert bei Erwachsenen praktisch immer eine Operation. Hierbei muss zunächst die Ulna-Fraktur anatomisch ausgerichtet und osteosynthetisch stabilisiert werden (in der Regel mit einer Platte und Schrauben). Eine korrekt ausgerichtete Ulna (in Länge und Achse wiederhergestellt) führt meist dazu, dass der ausgerenkte Radiuskopf automatisch in die richtige Gelenkstellung zurückkehrt, da die beiden Unterarmknochen funktionell verbunden sind. Falls der Radiuskopf nach Fixierung der Ulna noch nicht vollständig rezentriert ist, wird es während des Eingriffs offen oder geschlossen reponiert. In manchen Fällen muss das ringförmige annulare Band (Ligamentum anulare radii), das den Radiuskopf hält, genäht oder rekonstruiert werden, wenn es durch die Luxation zerrissen ist, um eine stabile Position zu gewährleisten. Die Bänder am Ellenbogen werden also je nach Verletzungsmuster mitversorgt. Auch hier gilt: Begleitverletzungen – beispielsweise eine Fraktur des Radiuskopfes selbst (Monteggia-Variant, Bado IV) – werden zeitgleich operativ adressiert. Nach der Reposition und Fixation der Knochen wird die Gelenkstellung und Stabilität überprüft, meist auch durch intraoperative Durchleuchtung (Bildwandler). Ziel ist eine anatomische Wiederherstellung der Ellbogenkongruenz. Bei Kindern kann – falls eine geschlossene Reposition gelingt – in Einzelfällen eine alleinige Gipsbehandlung ausreichend sein; ist die Position instabil, wird aber auch bei Kindern zur Drahtfixation oder Plattenosteosynthese der Ulna gegriffen, um das Wachstum nicht zu gefährden und Fehlstellungen zu vermeiden.
Zusammenfassend sind die Indikationen zur Operation bei Ellbogenfrakturen breit: Jede offene Fraktur, jede Fraktur mit neurologischen oder vaskulären Ausfällen, sowie alle instabilen, dislozierten Gelenkfrakturen am Ellbogen sollten operativ versorgt werden. Im Zweifelsfall tendieren die aktuellen Behandlungsstrategien – gemäß der einschlägigen (teils noch in Arbeit befindlichen) Leitlinien – eher zur frühzeitigen operativen Stabilisierung, um eine frühfunktionelle Therapie zu ermöglichen und Folgeschäden wie Gelenksteife oder Fehlheilung zu vermeiden.
Die Nachbehandlung (Rehabilitation) von Ellbogenfrakturen ist entscheidend, um eine gute Funktion zurückzugewinnen. Generell wird am Ellbogen frühfunktionell vorgegangen, was bedeutet, dass so früh wie möglich mit Bewegungsübungen begonnen wird, um Einsteifungen zu verhindern – natürlich immer abgestimmt auf die Stabilität der Frakturversorgung und die Schmerzgrenze der Patientinnen und Patienten
Nach konservativer Therapie eines Radiuskopfbruchs (Mason I) wird, wie beschrieben, schon nach wenigen Tagen mit vorsichtigen Bewegungen im schmerzfreien Bereich begonnen. Patientinnen und Patienten können den Arm im Alltag oft mit einer Armschlinge (Gilchrist-Verband) für Komfort unterstützen, sollten aber mehrmals täglich leichte Beuge- und Streckübungen sowie Drehbewegungen (Supination/Pronation) des Unterarms durchführen, sofern tolerierbar. Eine völlige Immobilisation über mehrere Wochen wird vermieden. In der Regel sind nach 4–6 Wochen die Knochen verheilt, doch es kann noch eine Weile dauern, bis die volle Beweglichkeit zurückkehrt. Physiotherapie (Krankengymnastik) wird verordnet, um die Muskelkraft wieder aufzubauen und das Gelenk zu mobilisieren. Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass keine Achsabweichung entstanden ist. Bei Bedarf kann nach Abheilung der Fraktur (Monate später) eine Metallentfernung erfolgen, falls Schrauben/Plättchen verwendet wurden und sie stören – meist ist dies aber nicht zwingend nötig, wenn das Material gut vertragen wird.
Nach operativer Versorgung eines Radiuskopfbruchs hängt die Nachbehandlung von der Stabilität der Fixation ab. Bei stabil verschraubten oder mit Platte versorgten Frakturen erlaubt man oft frühzeitige Bewegung: Bereits ab dem ersten oder zweiten postoperativen Tag darf der Patientinnen und Patienten unter physiotherapeutischer Anleitung den Ellbogen bewegen, meist in einem vom Arzt vorgegebenen Bewegungsumfang. In den ersten etwa 1–2 Wochen wird der Arm in Ruhe in einer Schlinge oder einer abnehmbaren Schiene ruhiggestellt (insbesondere außerhalb der Übungseinheiten oder zur Nacht), um die Weichteile heilen zu lassen und Schmerzen zu reduzieren. Danach steigert man die Bewegungen aktiv-assistiv – das heißt der Patientinnen und Patienten bewegt, unterstützt ggf. mit der anderen Hand oder der Therapeut hilft – mit dem Ziel, bis etwa zur 4. Woche eine annähernd volle Beugung und Streckung (ggf. noch mit kleinen Defiziten) zu erreichen. Drehbewegungen des Unterarms werden ebenfalls geübt. Belastung (Tragen von Lasten, Abstützen) ist in den ersten 6 Wochen nicht erlaubt, damit die Fraktur sicher einheilt. Nach etwa 6–8 Wochen wird üblicherweise eine Röntgenkontrolle gemacht, und wenn der Bruch konsolidiert ist, dürfen Patientinnen und Patienten aktiv kräftigen und allmählich zur Vollbelastung übergehen. Sportliche Belastungen, insbesondere solche mit Sturzrisiko oder Armbelastung, sollten erst nach etwa 3–4 Monaten wieder aufgenommen werden, sobald das Gelenk schmerzfrei und stabil ist.
Die Nachbehandlung einer distalen Humerusfraktur nach Operation ist heikel, da das Ellenbogengelenk zur Gelenksteife neigt. In der Regel wird schon im Operationssaal ein sogenannter Bewegungsschienenverband oder eine gepolsterte Schiene im 90°-Winkel angelegt. In den ersten Tagen nach der OP wird der Arm hochgelagert und gekühlt, um die Schwellung zu mindern. Je nach Stabilität der Osteosynthese kann bereits nach wenigen Tagen mit passiven und aktiven Bewegungsübungen begonnen werden. Oft kommt ein beweglicher Schienenorthese (auch „Ellenbogengelenksorthese“) zum Einsatz, die das Gelenk stabil führt, aber eine einstellbare Beweglichkeit erlaubt. Typisch ist z.B., in den ersten 2 Wochen eine Bewegung von etwa 0° (voll Streckung) bis 90° Beugung freizugeben und dann nach und nach den Bewegungsumfang zu erweitern. Die genaue Nachbehandlung richtet sich nach den intraoperativen Befunden: Wenn die Platten fest sitzen und der Bruch stabil fixiert ist, wird frühfunktionell gearbeitet – d.h. aktive Bewegungen sind gewünscht, um Verklebungen der Gelenkkapsel zu verhindern. Sollte die Fixation etwas fragiler sein (z.B. bei osteoporotischem Knochen), könnte man kurzfristig eine etwas längere Ruhigstellung in 90° Beugung erwägen, aber in der Regel nicht länger als 2–3 Wochen. Ab etwa der 3.–4. Woche postoperativ steigert man die Bewegungen idealerweise bis annähernd in den vollen Bereich. Streckdefizite sind häufig und werden mit Physiotherapie, evtl. auch vorsichtiger Ergometer-Bewegung, behandelt. Kräftigungsübungen beginnen nach knöcherner Heilung, etwa ab der 6.–8. Woche. Belastung (z.B. vom Stuhl aufstützen) ist meist für ~8–12 Wochen untersagt, bis Röntgenkontrollen eine ausreichende Heilung zeigen. Bei sehr schweren Trümmerbrüchen, die mit Endoprothese versorgt wurden, kann die Nachbehandlung schneller in Bezug auf Bewegung voranschreiten, da die Prothese sofort stabil ist – hier wird oft schon im Krankenhaus vollständig durchbewegt und lediglich ein Schlingenverband für Komfort getragen. In jedem Fall begleitet intensive Physiotherapie den Heilungsverlauf, oftmals ergänzt durch Ergotherapie zur Wiederherstellung der Feinmotorik und Kraft im Arm. Die regelmäßige Nachuntersuchung mit Röntgenbildern überprüft die Stellung und den Heilungsverlauf. Später, nach etwa 12–18 Monaten, kann – falls erforderlich – eine Metallentfernung der Platten erfolgen, insbesondere bei jüngeren Patientinnen und Patienten oder wenn das Material Probleme bereitet.
Für die Monteggia-Verletzung ist die Nachbehandlung ähnlich wie beim Radiuskopf und proximaler Ulna: Nach der operativen Stabilisierung wird der Ellbogen meist in etwa 90° Beugung und Supination positioniert (damit das anulare Band und die Weichteile um den Radiuskopf in Ruhe verheilen können). Einige Chirurgen verwenden in den ersten Wochen einen Oberarmgips oder eine Orthese, die Pronation einschränkt (um den Radiuskopf nicht wieder aus der Position zu bringen). Wenn die Fixation der Ulna stabil ist (Plattenosteosynthese), kann oft schon nach 1–2 Wochen mit vorsichtiger Bewegungsübungs begonnen werden – häufig limitieren die Weichteile und Schmerzen aber anfangs die Beweglichkeit. Man strebt an, innerhalb von 4–6 Wochen eine gute Beuge- und Streckfunktion zu erzielen, wobei die Drehung (Supination/Pronation) vorsichtig erarbeitet wird, weil hier das Luxationsrisiko am höchsten war. Eine physiotherapeutische Betreuung ist essenziell, um die Muskeln (v.a. Bizeps, Trizeps, Unterarmmuskeln) wieder aufzutrainieren. Das Implantat (Ulna-Platte) verbleibt in der Regel für mindestens ein Jahr oder länger; bei Erwachsenen oft dauerhaft, es sei denn, es verursacht Beschwerden. Kinder mit Drahtfixationen bekommen diese nach 4–6 Wochen entfernt und dürfen dann mobilisieren.
Zusammengefasst erfordern Ellbogenfrakturen eine geduldige und engagierte Nachbehandlung. Das Therapieziel ist stets, eine möglichst volle schmerzfreie Beweglichkeit im Ellenbogengelenk zu erreichen. Dank moderner Osteosyntheseverfahren wird heute betont, dass eine frühfunktionelle Mobilisierung wichtiger ist als eine lange Gipsruhigstellung. Dennoch muss immer ein Kompromiss gefunden werden zwischen Stabilität für die knöcherne Heilung und Mobilität für die Gelenkfunktion. Die aktuellen AWMF-Empfehlungen betonen hierbei interdisziplinäre Betreuung: Unfallchirurgen, Physiotherapeuten und ggf. Ergotherapeuten arbeiten zusammen, und Patientinnen und Patienten werden engmaschig nachkontrolliert. So können Komplikationen (wie z.B. eine drohende Ellenbogensteife oder ein komplexes regionales Schmerzsyndrom) früh erkannt und adressiert werden. Insgesamt ist die Nachbehandlung individuell anzupassen – ein jüngerer Patientinnen und Patienten mit stabil verschraubter Fraktur wird sehr früh und aggressiv mobilisiert, während ältere Patientinnen und Patienten mit schwacher Knochenqualität etwas behutsamer behandelt wird – aber in allen Fällen gilt: Bewegung so früh wie möglich, Immobilisation nur so lange wie nötig.
Bitte beachten Sie: Der digitale Gesundheitslotse ersetzt keine ärztliche Diagnose, sondern dient lediglich zur ersten Orientierung!