Oberarmkopffraktur (Humeruskopffraktur)
Das Schultergelenk wird durch einen relativ großen Oberarmkopf und eine vergleichsweise kleine Gelenkpfanne gebildet.
Dieses Verhältnis ermöglicht einen großen Bewegungsumfang des Schultergelenks. Die Fraktur des Humeruskopfes ist die typische Fraktur bei Osteoporose. Die Häufigkeit einer Fraktur des Humeruskopfes steigt mit dem 60. Lebensjahr deutlich. Frauen sind aufgrund der Osteoporose häufiger betroffen als Männer.
Zur Diagnostik der Oberarmkopffraktur werden Röntgenbilder angefertigt. Ergänzend wird in der Regel auch eine Computertomografie (CT) zur Frakturbeurteilung und Planung der weiteren Therapie durchgeführt.
Die wenig dislozierten Oberarmkopffrakturen werden in der Regel konservativ behandelt. Nach einer 2-3-wöchigen Ruhigstellung in einer Armschlinge folgen physiotherapeutische Übungsbehandlungen. Die gesamte Rehabilitation ist in der Regel langwierig und dauert einige Monate nach dem Trauma. Oft wird die ursprüngliche Beweglichkeit des Schultergelenkes nicht mehr erreicht. Dennoch sind die funktionellen Ergebnisse nach Oberarmkopffraktur in der Regel gut.
Bei einer starken Dislokation der Frakturfragmente ist die operative Therapie indiziert. Hierbei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist eine operative Rekonstruktion (Wiederherstellung) der ursprünglichen Knochenform mit Fixierung der Frakturfragmente durch eine Platte mit Schrauben oder einen Nagel. Diese Option ist allerdings aufgrund der Osteoporose oft nicht erfolgversprechend, weil die Schrauben im weichen Knochen keinen ausreichenden Halt finden und die fixierten Frakturfragmente sich wieder verschieben. Zusätzlich kann aufgrund der gestörten Durchblutung zum Absterben des Gelenkknorpels und Zerstörung des Gelenkes kommen. Deshalb wird heutzutage häufig bei Oberarmkopffraktur ein künstliches Gelenk implantiert. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte inverse (umgedrehte) Schulterendoprothese. Bei dieser Prothese werden die künstliche Kugel im Pfannenbereich des Schulterblattes und die künstliche Gelenkpfanne anstelle des gebrochenen Oberarmkopfes befestigt. Diese Prothesenvariante ist nicht mehr auf die sogenannte Rotatorenmanschette angewiesen und das Gelenk wird durch Einsatz eines kräftigen Muskels (Deltamuskel) bewegt. Die Funktion und Einsatzfähigkeit des Schultergelenkes für den Alltag wird relativ schnell wiederhergestellt und die älteren Patienten können in das häusliche Umfeld zurückkehren. Der Oberarm muss allerdings postoperativ für 6 Wochen in einem Spezialverband ruhiggestellt werden. Eine stationäre Rehabilitation (Anschlussheilbehandlung) ist üblich, kann allerdings aufgrund der Ruhigstellung erst nach 6 Wochen angetreten werden. Der Aufenthalt im Krankenhaus beträgt in der Regel 5-7 Tage.
Bitte beachten Sie: Der digitale Gesundheitslotse ersetzt keine ärztliche Diagnose, sondern dient lediglich zur ersten Orientierung!