Wiederholte Stürze
Fast jeder 3. Ältere über 65 Jahre stürzt einmal oder mehrmals im Jahr. Bei über 5% der Gestürzten kommt es zu einem Knochenbruch. Es resultieren in Deutschland mehr als 120 000 Hüftfrakturen im Jahr, die stationär behandelt werden müssen. Auch längere Zeit danach leiden viele dieser Menschen trotz bester unfallchirurgischer Versorgung unter Schmerzen und Einschränkung der Mobilität. Oft entsteht dann Pflegebedürftigkeit.
Das Risiko eines traumatischen Sturzes, der zu einer Fraktur führt, ist erhöht durch
- Osteoporose und altersbedingte Veränderungen der Knochenqualität, die die Knochenbrüchigkeit erhöhen
- Muskelschwund (Sarkopenie), der die Schutzreaktionen auf Störungen verringert
Sich sicher bewegen können ist eine wichtige Voraussetzung für die Selbständigkeit im Alltag und für die Lebensqualität. Die entscheidende Frage ist, die Sturzgefahr zu erkennen, bevor es zur „Katastrophe Sturz“ kommt. Die Diagnostik und die Behandlung von Gehstörungen mit Sturzgefahr nehmen in der Geriatrie eine zentrale Stelle ein.
Stürze bei älteren Menschen haben nur selten eine einzige Ursache oder einen Risikofaktor. Ein Sturz ist in der Regel multifaktoriell, verursacht durch eine komplexe Interaktion zwischen den folgenden Faktoren:
- Intrinsische Faktoren (altersbedingter Funktionsverlust, Erkrankungen und unerwünschte Wirkungen von Medikamenten)
- Extrinsische Faktoren (Gefahren in der Umgebung)
- Situative Faktoren (bezogen auf die spezifische Aktivität oder die Umstände einer Aktivität - z. B. in der Nacht zum Badezimmer hetzen)
- Verminderte muskuläre Kraft bzw. Muskelleistung der hüftumgebenden Muskulatur
- Sturzgefährdet ist, wer mehr als 10 Sekunden benötigt, um 5x aus einem Stuhl üblicher Höhe ohne Zuhilfenahme der Arme aufzustehen und sich wieder hinzusetzen (CSU)
- Balancestörung – seitliche Balance, seitlicher Haltungskontrolle
- Sturzgefährdet ist, wer nicht in der Lage ist, 10 Sekunden in folgender Weise zu stehen: Füße stehen genau auf einer Linie hintereinander, Hacke an Spitz (=Tandemstand)
- Ärztlich verordnete Einnahme von mehr als 5 verschiedenen Medikamenten pro Tag
- Kennzeichen von Menschen mit Vielfacherkrankungen
- Einnahme von bestimmten Medikamenten, die dosisabhängig die Sturzgefahr erhöhen
- Neuroleptika, Antidepressiva, Benzodiazepine, Antikonvulsiva
- Starke Sehstörungen
- Besonders gefährlich, wenn man mit einem Auge deutlich schlechter sieht als mit dem anderen.
- Gravierende kognitive Beeinträchtigung
- Erhöhtes Risikoverhalten
- Gangbild ist langsam mit kleinen, unregelmäßigen Schritten frei gewählte Gehgeschwindigkeit <0,60 m/s
- Beweglichkeit und Gehleistungen werden allmählich schlechter, Verlust der „selbstverständlichen Gangsicherheit“ (man muss sich auf das Gehen konzentrieren, Gehen geschieht nicht mehr „automatisch“)
- Gehen mit einem Gehstock, Gehwagen oder Festhalten am Treppengeländer wird als sicherer empfunden
- Lokomotorischer Sturz im letzten Jahr
Bitte beachten Sie: Der digitale Gesundheitslotse ersetzt keine ärztliche Diagnose, sondern dient lediglich zur ersten Orientierung!